Chancen nutzen – Arbeitsplätze neu gestalten: Die Zukunft der Arbeit in einer Post-Corona-Welt

Fortschreitende Vernetzung und Digitalisierung verändern die Arbeitswelt. Für eine Beschleunigung dieser Entwicklung sorgt aktuell die Corona-Pandemie. Darüber ist sich die Mehrheit einig.

Fortschreitende Vernetzung und Digitalisierung verändern die Arbeitswelt. Für eine Beschleunigung dieser Entwicklung sorgt aktuell die Corona-Pandemie. Darüber ist sich die Mehrheit einig. Doch wie sieht das Büro der Zukunft aus, wenn Büroangestellte immer mehr von zu Hause aus arbeiten, seltener ihre Kollegen persönlich treffen und der bekannte Flurfunk reduziert wird? Die Antwort muss mehr denn je lauten: Es gibt keine Patentrezepte – jedes Unternehmen muss seine Flächen ganz individuell entwerfen. Einige Grundsätze der New Work-Philosophie können hierbei als Wegweiser dienen.

Bereits in den Jahren vor dem Corona-Ausbruch hat sich die Büroarbeitswelt zunehmend verändert. Immer mehr Unternehmen führten offene Raumstrukturen ein, um die Kommunikation innerhalb und insbesondere zwischen Teams zu fördern, die Zusammenarbeit zu stärken und neue Ideen entstehen zu lassen. Es entstanden offene Arbeitswelten und Coworking-Spaces für Selbstständige, Startups und Projektteams auf der Suche nach Austausch, Vernetzung und Inspiration. Die neue goldene Regel lautete: Je mehr Interaktion, desto besser ist das Produkt. Mitarbeiter erhielten vermehrt die Möglichkeit, von unterwegs oder zuhause zu arbeiten. Dennoch blieb das Büro für die allermeisten der primäre Arbeitsort. Hat sich die kollektive Erfahrung durch die vermehrte Arbeit in den eigenen vier Wänden infolge der Pandemie verändert? Untersuchungen zeigen, dass die Arbeit im Homeoffice für viele Mitarbeiter gut funktioniert. Doch ein neuer Trend sorgt noch lange nicht zum Absterben des Bewährten. Das Büro lebt – neuerdings in einer Koexistenz zu den eigenen vier Wänden. Welche spezifischen Anforderungen haben Mitarbeiter an mobiles Arbeiten und Büros infolge der Pandemie? 

In einer von uns durchgeführten Umfrage unter 1.000 Bürobeschäftigten in Deutschland erklärten knapp 60 Prozent der Teilnehmer, dass das Büro für sie unentbehrlich sei. Im Durchschnitt peilen Angestellte 3,2 Bürotage an – und übertrafen damit die Erwartungen ihrer Arbeitgeber, die künftig mit 2,7 Tagen rechnen. Auf beiden Seiten besteht also Einigkeit über ein gewisses Bedürfnis nach dem Büro im eigenen Hause. Wie das Verhältnis ideal auszutarieren ist, ist jeder Organisation selbst überlassen. Eindeutig ist in jedem Fall, dass das Büro kein bloßer Arbeitsort über fünf Tage ist, sondern den Rahmen für Gemeinschaft, Kreativität und Inspiration bietet. 

Nutzerorientierte Büros als Lösung

Die entscheidende Frage lautet folglich: Wie schaffe ich das richtige Büro? Richtig ganz im Sinne von geeignet, passend, nutzerorientiert. Dass der Nutzer im Vordergrund stehen muss, hängt mit der demographischen Situation in Europa zusammen. Wenige qualifizierte Arbeitskräfte bewerben sich um eine konstant bleibende Zahl von Stellen. Das Resultat: Arbeitnehmer schauen ganz genau auf ihren Arbeitgeber. Sie bewerten den menschlichen Umgang, die Geschäftsentwicklung, die individuellen Aufstiegsmöglichkeiten – und natürlich auch ihren Arbeitsplatz. Das Paradigma des Büros ist sein Wandel vom Kosten- zum Komfortfaktor. Erst mit diesem Ansatz bekommt das Büro seinen passenden Stellenwert. Und der Mitarbeiter spürt auch außerhalb des persönlichen Umgangs die Wertschätzung seiner Person. Umfragen belegen, dass die Entscheidung für ein Unternehmen zu Beginn der Karriere, aber auch in der Frage nach einem langfristigen Verbleib ganz wesentlich von der Gestaltung der Büroflächen abhängen.

Um das Büro im Nutzersinne aufzuwerten, ist bereits in den 1980er Jahren die Philosophie des „New Work“ aufgekommen. „New Work“ kann ein machtvolles Instrument für die Transformation eines ganzen Unternehmens sein. Seine Kernelemente sind eine gute Mischung von Präsenz- und Digitalarbeit, die Sinnstiftung in jeder Tätigkeit, der Teamcharakter und die Teilhabe an Entscheidungsprozessen im Sinne eigener Verantwortung. Neue Elemente in Arbeitsprozessen benötigen logischerweise neue Räume. Büros im Sinne von „New Work“ fokussieren sich daher auf Gemeinschaftsarbeit, visuelle Zeichen der eigenen Unternehmenskultur und eine ökologisch nachhaltige Innenarchitektur. Der Raum wird damit zum Symbol für die sinnstiftende und zusammenführende Tätigkeit einer Organisation. Es ist ganz entscheidend, den Symbolcharakter des Büros zu verinnerlichen. Die passende gestaltete Fläche ist dazu in der Lage, Werte zu vermitteln, Mitarbeiter zu motivieren und eine starke Gemeinschaft aufzubauen.

Organisationen entscheiden selbst

Die Theorie schafft noch keine vollendeten Tatsachen. „New Work“ bietet das Fundament, der Bau liegt ganz in den Händen der jeweiligen Organisation. Kleinere, auf den Gründer fokussierte Unternehmen setzen die Konzepte anders um als Großkonzerne. Fachlich homogene Teams arbeiten anders zusammen als interdisziplinäre Gruppen. Daher ist es entscheidend, die zentralen Faktoren der Unternehmenskultur zu identifizieren und daran anschließend die passgenauen Flächen zu konzipieren. Was hält ein Unternehmen oder eine Organisation im Inneren zusammen? Die Tradition, die Zusammensetzung der Abteilungen mit ihren individuellen Persönlichkeiten und die Prägung der Mitarbeiter durch die jeweilige Ausbildung und Branchenzugehörigkeit. 

Um diese Aspekte möglichst umfassend abzudecken, kann die moderne Methode der „konzeptionellen Klarheit“ zum Einsatz kommen. Um ein kundenspezifisches Designkonzept zu formulieren, berücksichtigt diese Methode vier Elemente:

  • die Funktion des Raumes im Sinne der dort zu erfüllenden Tätigkeiten
  • der Anspruch des Raumes im Rahmen eines weiter gefassten Verständnisses von Unternehmenskultur
  • die Schönheit des Raumes mit Bezug auf ein allgemein attraktives und ästhetisch ansprechendes Erscheinungsbild
  • der größere Kontext im Sinne einer langfristigen Nutzung des Raumes: Wie entwickelt sich das Unternehmen im wirtschaftlich-sozialen Umfeld der kommenden Jahre?

Auch wenn es nicht immer messbar ist, sollte die Fläche in jedem Fall direkten Eingang in die strategische Entwicklung des Unternehmens finden.  Das Büro der Zukunft versinnbildlicht das Unternehmen der Zukunft: Die Mitarbeiter stehen im Fokus, nicht mehr das Produkt. Denn mit motivierten, zufriedenen und erfüllten Mitarbeitern gelingt alles. Das ist der große Mentalitätswandel, der für die Wirtschaft der kommenden Jahre im Zentrum stehen wird.

ISG Webinar über das Büro der Zukunft

In unserer Webinar-Reihe „The Power off Place" gehen wir gemeinsam mit Experten den Fragen nach, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Bürogestaltung und die Marktentwicklung haben wird und wie es gelingt, auch in Zukunft Büroflächen nutzerorientiert zu entwickeln. Wir diskutieren grundsätzliche Fragen wie das Verhältnis von Büro und Home-Office ebenso wie die verschiedenen Büromärkte in Deutschland und Europa und die konkreten Anforderungen an das Büro in Zeiten von Corona und New Work.

Erfahren Sie mehr über unsere Veranstaltungsreihe und unsere Studie „The Power of Place – Auswirkungen der Corona-Krise auf die Arbeitswelt“. Weitere Infos finden Sie hier

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