Büros für die eigene Gesundheit

Die allmählich abzusehende Rückkehr der Büroangestellten nach der Corona-Pandemie führt zu einem intensiven Nachdenken über die eigene Bürofläche.

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Obwohl die Bedeutung des Arbeitsplatzes für das eigene Wohlbefinden seit geraumer Zeit bekannt ist, ist das Thema bisher weitgehend ignoriert worden. Da ist es gut, dass Konzepte von „New Work“ auch die Gesundheit der Mitarbeiter in den Fokus rücken.

Gesundheitsfördernde Architektur ist ein etwas sperriger Begriff, der bislang allen voran im Kontext von Pflegeimmobilien eine Rolle spielte. Unter der englischen Übersetzung „Healing Architecture“ sind in den letzten Jahren Elemente in die Gestaltung von Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Seniorenresidenzen eingeflossen, die sich unmittelbar auf die Nutzergesundheit auswirken. Eine zentrale Rolle spielt Tageslicht: Je mehr, desto besser lautet die banale, aber immer noch nicht konsequent umgesetzte Devise. Des Weiteren sind Pflanzen, passende Farben und das richtige Mobiliar zu berücksichtigen. Grosso modo bilden diese Komponenten auch den Kern der Healthy Offices. Dies wurde im Rahmen einer aktuellen Umfrage von ISG unter 1.000 Bürobeschäftigten in Deutschland bestätigt: Gefragt nach den wichtigsten Kriterien gaben 53% aller Probanden Tageslicht an. 

Das zunehmende Verständnis für gesundheitsfördernde Flächen ist eine Folge medizinischer Entwicklungen in der Arbeitswelt. Die Zahl der Büroarbeitsplätze nimmt kontinuierlich zu und stieg von 2006 um rund 18 Prozent an. Dies bedeutet für die Büronutzer insbesondere ein längeres Sitzen – ein echter Gesundheitskiller, wenn man die evolutionäre Entwicklung des Menschen und seinen natürlichen Bewegungsdrang beachtet. In einer englischen Studie von 2011 wurde Büroarbeitern ein signifikant höheres Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Beschäftigten mit viel Bewegung attestiert. Durchschnittsberechnungen beziffern die tägliche Sitzzeit auf über neun Stunden: Während der Geist in Bewegung ist, ist der Körper zu lange in Ruhephasen – ein beeindruckendes Missverhältnis. Nicht zuletzt ist die fehlende Balance zwischen Körper und Geist auch verantwortlich für die steigende Zahl psychischer Beschwerden im deutschen Büroalltag. Laut der Kassenärztlichen Vereinigung stieg der Anteil der psychisch bedingten Krankheitstage seit 1980 von 2,5 auf aktuell 18 Prozent. Krankheitsbilder wie das „Sick-Building-Syndrom“ oder die „Building-Related-Illness“ zählen mittlerweile zu den anerkannten Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation.

 

Motivierende und gesunde Flächen schaffen

Unternehmen und Institutionen sind also aus einer Fürsorgepflicht heraus aufgefordert, passende Büroflächen bereitzustellen. Das durch die Corona-Pandemie entstandene Konkurrenzverhältnis von Büro und Home-Office ist die perfekte Gelegenheit für eine Neugestaltung des eigenen Büros, denn dieses sollte nicht mehr rein funktionale Eigenschaften erfüllen, sondern vielmehr dem emotionalen und psychologischen Faktor der Mitarbeiter Rechnung tragen. Büros müssen zudem identitätsstiftende Erlebnisorte sein und die Gesundheit ihrer Nutzer fördern. Diese Komponente hat unmittelbare Auswirkungen auf die Produktivität und damit den Unternehmenserfolg: Die bereits erwähnte ISG-Studie ergab, dass 42 Prozent der Büroarbeiter bei einer attraktiven Fläche umso produktiver sind. Eine Studie von CBRE ermittelte 2018 eine höhere Produktivität im Umfang von zehn bis 20 Prozent, wenn Kriterien des Healthy Office berücksichtigt werden. Zu ihnen zählen neben den bereits genannten Faktoren eine geeignete Beleuchtung und eine gesundheitsfördernde Raumstruktur.

Einige dieser Kriterien sind bereits gemäß der Arbeitsstättenverordnung gesetzlich festgeschrieben. Beleuchtungen müssen mindestens 500 Lux Strahlkraft haben. Der Frischluftbedarf ist per DIN-Norm auf 60 Kubikmeter pro Stunde im Großraumbüro festgelegt – auch hier gilt: je mehr, desto besser. Dem verhängnisvollen Sitzen kann Abhilfe durch Steharbeitsplätze und gezielte Positionierung von Drucker oder Kaffeemaschine geschaffen werden. Eine gesundheitsfördernde Raumstruktur sollte darüber hinaus spezifische Räume als Ruhezonen und Fitnessfläche vorsehen. Der vielzitierte Kicker im Start Up-Büro ist eben mehr als ein dekoratives Element der Hipster-Kultur.

 

Schnelle Erfolge stellen sich ein

Wenn sich Büros ohnehin neu erfinden müssen, sollten sie ihren Nutzern einen echten Mehrwert über den Kollegenkontakt hinaus liefern. Wenn im Privatbereich die Bedeutung von Sport, Pflanzen und gesundem Essen bereits allgemein anerkannt ist, muss dies auch für die Arbeitswelt gelten. Dies fordert seitens der Arbeitgeber unabdingbare Investitionen, die angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise womöglich nicht zu stemmen sind. Doch bereits mittelfristig amortisieren sie sich durch eine gestiegene Identifikation der Mitarbeiter und eine höhere Anziehungskraft für Nachwuchstalente.

 

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