David Brousaard | ISG Germany

Widerstandsfähige, nachhaltige Gemeinschaften schaffen – Interview mit David Broussard

Die Themen Nachhaltigkeit und insbesondere ESG-Konformität in der Immobilienwirtschaft sind derzeit akuter und brisanter denn je. Die europäische Taxonomieverordnung und die nächste Stufe der Offenlegungsverordnung bringen alle Stakeholder der Branche in Handlungszwang. David Broussard ist seit März 2023 Head of Sustainability International bei ISG und treibt den Unternehmensbereich weiter voran.
Download des vollständigen Berichts – nur auf Englisch verfügbar

Herr Broussard, was bringt Sie nach knapp 20 Jahren in der Bau - und Immobilienbranche, unter anderem im Nachhaltigkeitsmanagement von Bauprojekten, in der Einführung von ESG-Plänen in verschiedenen Unternehmen und zuletzt als Director of Sustainability bei der PATRIZIA SE zu ISG

Broussard: Als Architekt und Bauingenieur sehe ich ein Gebäude schon immer eher als ein Bauwerk und weniger als ein Finanzprodukt. Die letzten 15 Jahre habe ich in sämtlichen Bereichen der Wertschöpfungskette der Immobilienwirtschaft gearbeitet und freue mich darauf jetzt wieder Theorie in gebaute Praxis umzusetzen dürfen. Bei ISG kann ich mich aktiv im ganzen Bauprozess einbringen, was zum größten Teil den Bestand betrifft und somit kann ich mit meiner Arbeit den gesamten Gebäudelebenszyklus positiv beeinflussen.

ISG hat Anfang des Jahres den zweiten Sustainable Buildings Monitor veröffentlicht. Mit dem Ersten haben wir Ende 2021 eine internationale Studie über CO2-Emissionen und Energieverbrauch von Gewerbeimmobilien präsentiert. Sie haben den Entstehungsprozess der zweiten Studie in den finalen Zügen begleitet. Wie beurteilen Sie die Entwicklung und die Resultate des Monitors?

Broussard: Das ist richtig – ich bin in einer sehr spannenden Zeit zu dem Unternehmen gestoßen und bin froh, dass ich die letzten Phasen der Erhebung mitnehmen konnte. Bei dem ersten Sustainable Buildings Monitor hat sich ISG ausschließlich auf die klassischen linearen Messgrößen des „E“ von ESG, nämlich CO2-Emissionen und Energieverbrauch, konzentriert. Diese Indikatoren sind natürlich nach wie vor wichtig, doch auch „S“ und „G“, die soziale Nachhaltigkeit und eine nachhaltige, ethisch korrekte Unternehmensführung sollten nicht vergessen werden. In dem aktuellen Report Sustainable Buildings Monitor: Die neue Nachhaltigkeitsbewertung haben wir neben der Umweltverträglichkeit auch diese Aspekte maßgeblich einfließen lassen. Das ist aus meiner Sicht ein großer und enorm wichtiger Schritt in die richtige Richtung. ISG denkt damit zukunftsorientiert und bezieht alle Aspekte ein, die vom Baustart über die operative Bewirtschaftung bis hin zum Rückbau zu einem nachhaltigen Lebenszyklus der Immobilie beitragen. Für diese holistische Bewertung von Immobilien haben wir drei Säulen entwickelt: Die erste Säule sind vornehmlich Umwelt- und soziale Faktoren, die zweite beinhaltet Bevölkerungsfaktoren und Arbeitnehmerlandschaft, und die dritte Säule umfasst finanzielle und kommerzielle Indikatoren. So berücksichtigen wir beispielsweise Treibhausgasemissionen, die Nutzung erneuerbarer Energien genauso wie durchschnittliche Dauer des Arbeitswegs mit dem Fahrrad, sowie Durchschnittswerte in Bezug auf Lebenszufriedenheit, Bildungsgrad, Produktivität je Arbeitnehmer oder regionale Aufwandsunterschiede bei Materialien und Gehältern. Beispielhaft haben wir den daraus entstehenden Bewertungsrahmen auf Großbritannien angewendet. Die Ergebnisse zeigen zahlreiche Entwicklungspotenziale auf, die konstruktive Diskussionen zwischen Projektentwicklern, Bestandshaltern, ortsansässigen Unternehmen und lokalen Behörden fördern - und bestenfalls zur Entstehung resilienter und nachhaltiger Gemeinschaften beitragen

Einen Teil zur Entstehung widerstandsfähiger, nachhaltiger Gemeinschaften beitragen. Ist das auch Ihr primäres Ziel in ihrer Rolle als Head of Sustainability International bei ISG?

Broussard: Diese Ambition sollte aus meiner Sicht jeder Stakeholder und Entscheidungsträger gerade in der Bau- und Immobilienbranche teilen. Die Bauindustrie und der Betrieb von Gebäuden verursachen neben Industrie und Verkehr global die meisten CO2 Emissionen. Den Gebäudebetrieb energieeffizienter mitzugestalten und beim Bauen die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft vollumfänglich anzuwenden ist mein primäres Ziel bei ISG. 

Aktuelle Studie von ISG “Sustainable Buildings Monitor: Die neue Nachhaltigkeitsbewertung”

Warum haben wir neue Parameter geschaffen, um den wahren Wert von Immobilien zu messen? 

Der Sustainable Buildings Monitor von ISG schafft einen neuen Rahmen, um ungenutzte Entwicklungsmöglichkeiten zu identifizieren.

 

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